Towel Day 2006

Das Wichtigste: Don’t Panic! Die skurrilste Variante, einem verstorbenen Schriftsteller zu huldigen, findet seit fünf Jahren am 25. Mai statt: der Handtuchtag. Der Verehrte würde sagen: Darauf einen pangalaktischen Donnergurgler! Von Christian Kortmann An diesem Tag laufen ansonsten ganz normale Menschen mit einem Handtuch über der Schulter oder um die Hüften herum – es sind Fans von Douglas Adams, die des Science-Fiction-Autors gedenken. Adams’ fünfteilige Saga „Per Anhalter durch die Galaxis“ (gerade ist eine neue Gesamtausgabe bei Rogner & Bernhard erschienen) beginnt damit, dass die Erde gesprengt werden muss, um für eine interplanetare Umgehungsstraße Platz zu machen. Das Werk ist prall gefüllt mit absurdem Humor. So wird geklärt, auf welchem Planeten all die linken Socken landen, die in irdischen Waschmaschinen verloren gehen. Als wichtigstes Utensil für das Weltraumtrampen wird das Handtuch angepriesen, weil man es zum Sonnenbaden und Wärmen braucht. Zudem flöße es Respekt ein: „Der Nicht-Anhalter wird denken, dass mit jemandem, der sich gegen alle Widerstände quer durch die Galaxis durchgeschlagen hat und sein Handtuch immer noch bei sich trägt, nicht zu spaßen ist.“ Der Künstler Uli Schuster hat im vergangenen Jahr Innsbruck im Andenken an Adams mit Handtüchern beflaggt – auf einem Campingplatz bei Innsbruck hatte Adams in den siebziger Jahren die Idee zu seiner Anhalterstory. In diesem Jahr weht am 25. Mai ein Handtuch in Berlin, vor dem Badeschiff Arena. Auf dem Handtuch steht das Motto des Galaxis-Reiseführers: „Don’t panic!“ Als Douglas Adams am 11. Mai 2001 starb, organisierte seine weltweite Fangemeinde per Internet den ersten Towel Day. In den Folgejahren etablierte sich der 25. Mai als Gedenktag. Das Datum passt bestens in den Adams-Kosmos, in dem alles etwas Schieflage hat. Wenn man die Hexadezimalzahlen des Datums im Sinne von Adams geliebter Quatsch-Zahlenmystik summiert, kommt man irgendwie sogar auf 42, die Zahl, die am Schluss von „Per Anhalter durch die Galaxis“ als Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens genannt wird. Den ganzen Tag mit einem Handtuch herumlaufen: Manchen erscheint das als völliger Blödsinn. Die Fans sehen das so: Man huldigt Adams und hofft, ein kleines bisschen seines anarchischen Geistes in die langweilige Prosa des Alltags zu retten. Die Handtuchträger am 25. Mai ähneln nicht zufällig Mönchen. Auch sie haben etwas Missionarisches: Ihre wichtigste Verhaltensregel besteht darin, Nachfragen zum Handtuch nicht zu beantworten und dafür das Anhalter-Buch zu empfehlen.
(Artikel aus der Süddeutschen Zeitung vom 24.05.2006, Autor: Christian Kortmann)

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